ED 01/13 Die 1.000-Watt Lösung von Köln (S.17)
ED 04/13 Zählertausch: Großbritannien wird smart (S.23)

Wie teuer sind externe Kosten?

Wer glaubt, mit externen Kosten Punkte für Erneuerbare zu machen, wird durch die offizielle EU-Studie nicht bestätigt. Hintergründe erklären das Ergebnis.

(10. März 2004) - Strom aus erneuerbaren Energien ist teurer als konventionell erzeugter Strom. Die einfachste Schlussfolgerung lautet demnach: Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist jede Kilowattstunde, die aus erneuerbaren Energiequellen stammt, Unsinn.

Wie sieht die Rechnung aber aus, wenn alle Kostenfaktoren einbezogen werden, also auch die Folgekosten der fossilen und atomaren Stromerzeugung, die zwar gezahlt werden müssen, die jedoch auf keiner Rechnung auftauchen? Damit der Markt richtig funktioniert, müssen die externen Kosten in die Preise eingerechnet werden. Doch wie hoch sind die externen Kosten?

Die EU-Studie "External Costs"

Zu den umfangreichsten Untersuchungen gehört neben der Studie von Prognos die von der EU finanzierte internationale Studie External Costs of Energy (ExternE) . Der deutsche Part wurde vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendungen (IER) an der Universität Stuttgart durchgeführt.

Für typische Kohlekraftwerke in Deutschland betragen die externen Kosten nach deren Berechnung anderthalb bis drei Cent je Kilowattstunde. Im Vergleich zu den Stromerzeugungskosten von drei bis vier Cent sind das durchaus relevante Größenordnungen. Ähnlich hohe Wert ergeben sich mit fünf bis acht Cent pro Kilowattstunde für Ölkraftwerke. Geringere Kosten von etwa einem Cent pro Kilowattstunde gelten für Gaskraftwerke.

1884 Diagramm Gesunkene Bezugspreise nicht weitergegeben

Erneuerbare: höhere externe Kosten als Atomkraft

Die externen Kosten erneuerbarer Energien werden nicht durch den Betrieb, sondern den Bau der Anlage verursacht. Die ExternE legt ihren Berechnungen einen fiktiven Wert für die Schadensvermeidung von 19 Euro je Tonne CO2 zugrunde. Weil die externen Kosten erneuerbarer Energien nach der ExternE-Studie über denen der Atomkraft liegen, wird die Studie von Atomstromfreunden ebenso gerne zitiert wie sie von Atomkraftgegnern kritisiert wird.

Einseitige Rechnung

Kritisiert wird der vergleichsweise niedrige Wert der CO2-Vermeidungskosten. Dazu kommt die Tatsache, dass nur erneuerbare Energien mit den Schadstoffen durch die Herstellung der Anlagen belastet wurden, für die fossilen Brennstoffzyklen dies jedoch nicht hinreichend erfasst wurde. Auch wurden die Folgeschäden der Untertagekohleförderung auf den Wasserhaushalt nicht berücksichtigt.

Professor Olav Hohmeyer von der Universität Flensburg, Autor einschlägiger Studien zum Thema externe Kosten, kritisiert: "Den Berechnungen für konventionelle Kraftwerke liegen fiktive neue Kraftwerke zugrunde. Tatsächlich sind aber vorwiegend alte, weniger effiziente Kohle- und Atomkraftwerke am Netz". Den Bewertungen der Photovoltaik wurden dagegen Module aus dem Jahr 1991 zugrunde gelegt, deren Daten bereits überholt waren, als die Studie 1997 erstmals veröffentlicht wurde.

Auch die beiden für 2004 geplanten Nachfolgestudien ("NewExt") werden keine neueren Zahlen für Photovoltaik heranziehen. Dabei würden sich nach Expertenschätzungen die externen Kosten der Photovoltaik durch den höheren Wirkungsgrad aktueller Anlagen halbieren. In vier Jahren wird es erst eine neue Studie mit fairen Ergebnissen für Erneuerbare geben. Bis dahin stehen die alten Zahlen mit neuer Jahreszahl noch im Internet.

Die andere Rechnung

Hohmeyer orientiert sich dagegen in seinen Schätzungen der externen Kosten nicht an den Vermeidungskosten, sondern an den durch den Klimawandel verursachten Schäden. Und die liegen nicht bei 19 Euro je Tonne, sondern zwischen 30 und 600 US-Dollar je Tonne CO2. Die Schwankungsbreite erklärt sich durch die Bewertung von künftigen Schäden.

Werden diese mit drei bis fünf Prozent auf die Gegenwart bezogen oder ohne Abzinsung verwendet? Hohmeyer gelangt zu wesentlich höheren externen Kosten als ExternE. Sein Ergebnis: Durch erneuerbare Energien können externe Kosten von 2,4 bis 20 Cent pro Kilowattstunde eingespart werden. Die einzelnen erneuerbaren Energien unterscheiden sich dabei nur geringfügig.

"Was die Windenergie derzeit an Vergütung bekommt, ist weniger, als sie an externen Kosten vermeidet". Würde man alle externen Kosten in die Strompreise einrechnen, würde man maximal beim Doppelten des heutigen Strompreises landen. Man hätte aber das wesentlichste Problem der Zukunft marktwirtschaftlich gelöst.

letzte Änderung: 28.10.2015