ED 01/13 Die 1.000-Watt Lösung von Köln (S.17)
ED 04/13 Zählertausch: Großbritannien wird smart (S.23)

Archiv Sicherheit und Qualität bis 2008

Alle Artikel und Meldungen von 2004 bis einschließlich 2008 zu Sicherheit und Qualität

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Zu den aktuellen Meldungen Sicherheit und Qualität

Monitoring-Bericht zur Versorgungssicherheit

Der Bund der Energieverbraucher e.V. zweifelt daran, dass derMonitoring-Bericht zum Zustand der Stromnetze ein zutreffendes Bildzeichnet.

Monitoring-Bericht zur Versorgungssicherheit

(10. September 2008) Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat endlich den gesetzlich vorgeschriebenen Monitoring-Bericht (nach § 63 EnWG alle zwei Jahre zur Veröffentlichen) zur Versorgungssicherheit im Bereich der Elektrizitätsversorgung in Deutschland veröffentlicht. Die Studie bescheinigt Deutschland eine hohe Versorgungssicherheit. Die nationalen Kraftwerkskapazitäten reichen aus, um den Bedarf zu decken. Das hohe Maß an Versorgungssicherheit wird auch daran deutlich, dass innerhalb Europas die mit Abstand kürzesten Stromausfallzeiten zu verzeichnen sind. Die inländische Kraftwerksleistung ist in den letzten Jahren insbesondere aufgrund des Zubaus von Windkraftanlagen sowie Biomassekraftwerken stetig angestiegen.

Zum Zustand der Stromnetze kommt der Bericht zu folgendem Schluss: "Die Betriebsmittel der Übertragungsnetze weisen eine hohe Zuverlässigkeit auf. Es gibt derzeit keine Anzeichen dafür, dass die deutschen Übertragungsnetze nicht in einem funktionsgerechten Zustand sind". Der entsprechende Bericht der Bundesnetzagentur kommt zu einem anderen Schluss. Der Monitoring-Bericht des Wirtschaftsministeriums stützt sich auf ein Gutachten, das zwei der Versorungswirtschaft nahestehende Institute erstellt haben. Der Bund der Energieverbraucher e.V. zweifelt deshalb daran, dass der Monitoring-Bericht zum Zustand der Stromnetze ein zutreffendes Bild zeichnet.

Sie können den "Monitoring-Bericht zur Versorgungssicherheit im Bereich der Elektrizitätsversorgung in Deutschland" auf der Homepage des BMWi herunterladen unter http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Presse/pressemitteilungen,did=262826.html

Spannungsqualität: Norm zu lasch

Die Europäischen Regulierungsbehörden bemängeln in einer gemeinsamen Entschließung, dass die geltende Norm viel zu großzügig ist.

Spannungsqualität: Norm zu lasch

(3. August 2008) Die Europäischen Regulierungsbehörden bemängeln in einer gemeinsamen Entschließung, dass die geltende Norm für Spannungsqualität EN 50160 viel zu großzügig ist und ausserdem nur Empfehlungscharakter hat. Definierte Vorgaben für die Spannungsqualität seien notwendig, um Verbraucher vor Spannungsstörungen zu schützen.

Die Qualitätsanforderungen der EN 50160 sind nur empfehlend und wo sie Forderungen festlegen, gelten diese nur für 95 Prozent der Zeit, während für ungefähr acht Wochen des Jahres keine Grenzen gelten. Viele Spannungsstörungen sind überhaupt nicht begrenzt. Diese Standards sind nicht genau genug definiert und sind deshalb kein guter Maßstab für die Spannungsqualität. Die Spannungsqualität sei in Europa weit besser, als von der Norm gefordert wird. Einige Regulierer wollen die Qualitätsstandards deshalb schärfer definieren.

Die Regulierer empfehlen, die Norm EN 50160 zu überarbeiten und dabei die erreichten Spannungsqualitäten zu berücksichtigen. http://www.iset.uni-kassel.de/public/kss2006/KSES_2006.pdf Seite 38 (PDF, 5,75 MB).

Stromnetze am Limit

Die Stromkonzerne kämen mit dem dringend erforderlichen Ausbauder Übertragungsnetze kaum nach, so das "Handelsblatt".

Stromnetze am Limit

(4. Februar 2008) Die Stromkonzerne kämen mit dem dringend erforderlichen Ausbau der Übertragungsnetze kaum nach, so das "Handelsblatt". In den vergangenen beiden Jahren habe sich die Zahl der dokumentierten kritischen Situationen bereits spürbar gehäuft.

In den Berichten zum Netzausbau, die die Netzbetreiber nun der Bundesnetzagentur vorlegen, würden sie deutlich vor Engpässen warnen. Immer häufiger werde die Belastungs- bzw. die Systemsicherheitsgrenze der Netze erreicht, wird aus dem Netzzustandsbericht der RWE-Transportnetz GmbH zitiert.

Die Vattenfall Europe Transmission GmbH zähle 2006 noch 80 Tage mit kritischen Situationen und 2007 bereits 155 Tage. Während der ersten 29 Tage in 2008 sei es bereits an 28 Tagen kritisch gewesen.

Große Probleme bereite die Integration des wachsenden Windenergie-Anteils, so die Zeitung. Immer häufiger müsse man die Leistungen konventioneller Kraftwerke drosseln, um noch Windstrom aufzunehmen, ohne die Systemsicherheit zu gefährden. Schnelle Abhilfe sei nicht in Sicht.

Der Zeitbedarf für Planung und Bau neuer Leitungen betrage selbst bei günstigem Verlauf der Genehmigungsverfahren etwa acht Jahre. Oft ergäben sich aus den Genehmigungsverfahren aber Auflagen, die den zeitlichen Ablauf und den Umfang der ursprünglichen Planung veränderten.

Deutsches Stromübertragungsnetz überaltert - Verbraucherorganisation schlägt Alarm

Die 220 kV-Leitungsmasten sind im bundesweiten Mittelwert am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt, ebenso die Transformatoren.

Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.

Deutsches Stromübertragungsnetz überaltert - Verbraucherorganisation schlägt Alarm

(10. Januar 2008) Die 220 kV-Leitungsmasten sind im bundesweiten Mittelwert am Ende ihrer Nutzungsdauer angelangt, ebenso die Transformatoren. Das zeigt ein Bericht der Bundesnetzagentur, der am Dienstag in Bonn veröffentlicht wurde.

Der Bund der Energieverbraucher ist ausserordentlich beunruhigt über die Überalterung des deutschen Stromübertragungsnetzes. Laut Bericht sind 220 kV-Masten im bundesweiten Durchschnitt knapp 50 Jahre alt, die 380 kV Masten und Transformatoren rund 30 Jahre alt.

Diagramm Durchschnittsalter der Betriebsmittel der ÜNB

Die betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauern betragen aber für Freileitungen 110 bis 380 kV 40 bis 50 Jahre, die von Trafos und Schaltern 35 bis 45 Jahre laut Anlage 1 zur Stromnetzentgeltverordnung. Der Bericht belegt, so der Bund der Energieverbraucher, dass die Unternehmen zu wenig in die Übertragungsnetze investieren.

Laut dem Bericht kann die Bundesnetzagentur nicht überprüfen, ob die Planungen der Übertragungsnetzbetreiber die Versorgungssicherheit langfristig sichern können. Der Verein hat die Bundesnetzagentur in einem Schreiben aufgefordert, nunmehr schleunigst zu prüfen, ob die Planungen der Unternehmen die Versorgungssicherheit langfristig sichern können.

Der Bund der Energieverbraucher warnt vor der Schlussfolgerung, die Netzentgelte wären zu niedrig für einen sachgerechte Instandhaltung der Netze. Vielmehr sind die Netzentgelte deutlich zu hoch und werden nur zu einem völlig unzureichenden Anteil für Investitionen und Instandhaltung eingesetzt. Die jährlich deutlich steigenden Gewinne der Übertragungsnetzbetreiber liefern ein Indiz für diese Auffassung.

Der Bund der Energieverbraucher ist aufgrund des Berichts und anderer Untersuchungen und Fachveröffentlichungen der Auffassung, dass die Übertragungsnetzbetreiber ihren Verpflichtungen zur Sicherung eines zuverlässigen Übertragungsnetzes nach § 12 Abs. (1) EnWG verletzen. Der Verein hat die Bundesnetzagentur um die Einleitung eines Verfahrens gebeten, um die Übertragungsnetzbetreiber zu gesetzeskonformen Verhalten zu veranlassen. 

Brief an die Netzagentur Download Brief Netzbericht Kurth

Sicherheit hundertfach überbezahlt

Die Netzsicherheit belastet die Verbraucher finanziell um das Hunderfache dessen, was sie für diese Sicherheit zu zahlen gewillt sind.

Sicherheit hundertfach überbezahlt

(13. Juli 2007) Die Stromausfälle nehmen nur sehr geringfügig zu, wenn die Netzentgelte sinken. Eine österreichische Studie hat aufgrund detaillierter Daten beziffert: Eine Senkung der Netzentgelte um 1 Cent je Kilowattstunde erhöht die jährliche Ausfallzeit um 13,6 Minuten. Werden also die Netzentgelte von bisher gut sechs Cent auf zum Beispiel drei Cent je Kilowattstunde gesenkt, dann spart der Durchschnittshaushalt rund 100 Euro an Stromkosten und sitzt dafür eine gute halbe Stunde länger im Jahr im dunklen ohne Strom.

Die Studie hat auch bei Haushaltskunden erfragt, wieviel mehr der Strom kosten darf, wenn die Stromausfälle dadurch seltener werden. Das Ergebnis: Eine Stunde weniger Stromausfall ist den Befragten ganze zwei Euro wert.

Fazit: Die Netzsicherheit belastet die Verbraucher finanziell um das Hunderfache dessen, was sie für diese Sicherheit zu zahlen gewillt sind.

Nachsatz: Die Studie hat nicht untersucht, welchen Einfluss auf die Versorgungssicherheit die tatsächlich für die Netze aufgewandten Gelder haben. Vielmehr wurden nur die Netzentgelte betrachtet, die in keinem direkten Zusammenhang mit den Netzinvestionen stehen.

Umsorgte Versorgungssicherheit. Eine empirische Analyse für den Strommarkt in (Ober-)Österreich von Johannes Reichl, Andrea Kollmann, Friedrich Schneider und Robert Tichler, Trauner Verlag; ISBN 3854992319 oder 978-3854992318 sowie Zeitschrift für Kommunale Wirtschaft, Juli 2007, Seite 1.

Netzqualität mangelhaft

Die Qualität des deutschen Stromnetzes ist ins Gerede gekommen.

Netzqualität mangelhaft

Die Qualität des deutschen Stromnetzes ist ins Gerede gekommen. Die Reinvestitionsquote sank von 2,5 Prozent im Jahr 1998 auf teilweise unter ein Prozent des Wiederbeschaffungswertes. Das bleibt nicht ohne Folgen für den Zustand der Netze.

(5. Januar 2007) - Die Strombranche will nach eigenen Angaben im Jahr 2007 die Investitionen in die Netze nur leicht steigern, berichtet die Nachrichtenagentur dpa: Von 2,55 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf 2,65 Milliarden im Jahr 2007.

Investitionen sanken um 21 Prozent

Die Investitionen in Netze und Kraftwerke sind seit den achtziger Jahren um 40 Prozent gesunken, von 6,8 auf 3,9 Milliarden Euro jährlich. Allein bei den Netzen verringerten sich die Investitionen in den vergangenen fünf Jahren um 21 Prozent je Einwohner, berichtet Prof. Wolfgang Schröppel, Vorsitzender der Energietechnischen Gesellschaft im VDE auf einem Vortrag für den Informationskreis Kernenergie am 17. Oktober 2006 in Berlin (ZfK, 4. November 2006). Den Grund für die Versäumnisse sieht Schröppel in der Marktöffnung.

Mittelspannungsnetze sanieren

Eine Studie der SAG NE nahm die Mittelspannungsnetze von sieben Energieversorgern unter die Lupe (Hilde Hutchings: Mittelspannungsfreileitungen auf dem Prüfstand, ew 2005, Heft 24, S. 70). Ergebnis: Alle Komponenten funktionierten unter den derzeitigen Bedingungen nahezu ordnungsgemäß. Generelle Sicherheitsprobleme gibt es im Freileitungsnetz derzeit noch nicht. Doch ließen sich in sämtlichen untersuchten Netzen Alterungserscheinungen feststellen, die ohne Sanierungsmaßnahmen in naher Zukunft Ursache für Störfälle sein könnten.

Fazit: Nur wer rechtzeitig saniert, kann sicherstellen, dass es nicht zur Unterbrechungen wegen überalterter Bauteile kommt. Bleibt es bei einer "ereignisorientierten" Wartung, die heute immer mehr zur Regel wird, ist zu befürchten, dass das System ausgezehrt wird, mit allen kostspieligen Folgen für Instandsetzung und eine eingeschränkten Versorgungssicherheit.

Sparen rächt sich

Verständnis fürs Knausern bei den Netzinvestitionen zeigte Dr. Wolfgang Fritz auf einem VDE-Kongress am 23. Oktober 2006 in Aachen. Doch sparen am Netz kann sich fürchterlich rächen und in einer Art "Störungskatastrophe" enden, warnt Fritz. Zunächst haben Einsparungen keine nennenswerten Beeinträchtigungen der Zuverlässigkeit zur Folge. Später kann sich die Zuverlässigkeit erheblich verschlechtern. Über längere Zeit vernachlässigte Netzanlagen neigen später zu einer starken, ja katastrophalen Zunahme der Störungen, selbst bei einem scheinbar ausreichend hohen Ersatzbudget.

Der Fachmann zeigte Kurven, nach denen die Störungszahl erschreckend in die Höhe schießt. Sind die Betriebsmittel erst mal überaltert folgt eine Panne der anderen. Man kann die Anlagen gar nicht so schnell ersetzen, wie sie ausfallen. Das weiß jeder Autofahrer, der eine allzu alte "Karre" besitzt.

Fritz plädiert dafür, die Erneuerungstätigkeit von Netzbetreibern durch eine Kennzahl zu bewerten und darüber hinaus Betreibern von überalterten Netzen empfindliche Erlösabschläge aufzuerlegen.

Kabelnetze

Die derzeitige "ereignisorientierte" Netzwartung wird auch in einem Fachartikel der Zeitschrift "Energiewirtschaftliche Tagesfragen" kritisiert (Erneuerungsstrategien …, Kai Steinbich u. a. ET 2006, Heft 11, S. 40). Für den überwiegenden Teil der Kabelnetze wird zurzeit eine ereignisorientierte Wartung angewendet: Nur bei einer spürbaren Störungszunahme auf einer Kabelstrecke werden zustandsorientierte Erneuerungsmaßnahmen vorgenommen. Zwar werden dabei die Gesamtkosten minimiert. Jedoch verschlechtert sich dabei die Versorgungszuverlässigkeit erheblich bei stark ansteigenden Entstörungskosten und Kabelalter.

Hintergründe

Vor der Liberalisierung der Energiemärkte im Jahr 1998 wurden alle Investitionen in die Stromnetze über die genehmigten Tarife von den Kunden bezahlt. Die Stromversorger waren daran interessiert, möglichst viel in die Netze zu investieren, weil das Umsatz und auch Gewinn brachte. Nach 1998 war es möglich, Investitionen als Netzkosten abzurechnen, die nie getätigt wurden. Möglich wurde das durch die sogenannte Nettosubstanzerhaltung.

Statt der historischen Anschaffungswerte wurden nun die Tagesneuwerte der Abschreibung "kalkulatorisch" zugrundegelegt. Die Differenz zwischen kalkulatorischer und tatsächlicher Abschreibung wird als Gewinn verbucht. Gewinne werden so in den Kosten deklariert (vgl. Nettosubstanzerhaltung, Von Hammerstein, Ben Schlemmermeier, VIK-Mitteilungen 4-2004, S. 78).

Die Kunden bezahlen, als wenn die Netze stets auf dem neuesten Stand gehalten worden wären, auch wenn tatsächlich nichts investiert worden ist. Die Nettosubstanzerhaltung wurde von der Versorgungswirtschaft in die Verbändevereinbarung geschrieben und in die Verordnungen zur Berechnung der Netzentgelte übernommen, die auch der Netzentgeltgenehmigung der Bundesnetzagentur zugrunde liegt (vgl. dazu Überlegungen zu einer Verstaatlichung der Netze).

Vor acht Stunden bin ich Zeuge eines schlimmen Unfalls geworden. Ein Mann kletterte im Auftrag der Stadtwerke auf einen Strommast, um die Kabel abzubauen. In dem Moment ist der Mast mit dem Mann umgeknickt. Der Mast stürzte auf den Mann und verletzte ihn so schwer, dass er mit dem Hubschrauber abtransportiert werden musste. Die Strommasten sind über 50 Jahre alt.

Christoph Rygol, Osnabrück

VDE: Netze an der Grenze

Nach Einschätzung des VDE Verband Elektrotechnik, Elektronikund Informationstechnik, nimmt die Gefahr von Engpässen undBlackouts im deutschen Stromnetz zu

VDE: Netze an der Grenze

(3. April 2006) Nach Einschätzung des VDE Verband Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, nimmt die Gefahr von Engpässen und Blackouts im deutschen Stromnetz zu. Ursächlich dafür seien u. a. seit den 80er Jahren rückläufige Investitionen und ansteigender Einsatz regenerativer Energien, der die Netze an ihre Kapazitätsgrenzen bringe.

Dass die Netze anfälliger werden, zeige sich auch daran, dass die durchschnittliche Ausfallzeit 2004 von zuvor 15 auf 23 Minuten pro Jahr angestiegen sei. Nach Ansicht des VDE müssen die Netze stärker auf die neuen Parameter der Stromerzeugung - vermehrt kleine Erzeuger, viel verbrauchsferner Wind - eingestellt werden. VDE fordert ein Aufrüstungsprogramm in IT und Leistungselektronik, da die künftigen Anforderungen nur mit intelligenterer Netztechnik zu bewältigen seien.

Stromnetze: Einst vergoldet, jetzt vergammelt

Tagelange Stromausfälle im Münsterland haben gravierendeSicherheitsmängel offenbart. Für Schäden müssendie Geschädigten aufkommen.

Stromnetze: Einst vergoldet, jetzt vergammelt

(20. Februar 2006) Tagelange Stromausfälle im Münsterland haben gravierende Sicherheitsmängel offenbart. Für Schäden müssen die Geschädigten aufkommen. Hunderttausende mussten in eisiger Kälte tagelang ohne Strom auskommen - mitten in Deutschland. Der Strom war noch keine 24 Stunden ausgefallen, da erklärte der verantwortliche Konzern bereits, ihn träfe keine Schuld und daher würde er auch für die Schäden nicht gerade stehen.

Auf Druck von Öffentlichkeit, Politik und Verbrauchern hat RWE dann doch auf dem Kulanzweg die privaten Schäden reguliert. Der Vorgang hat aber das ganze Land schockiert, weil die Stromversorgung bis dahin als technisch gesichert galt.

"Ereignisorientierte" Wartung

In der Vergangenheit hat die Versorgungswirtschaft ihre Investitionen in das Stromnetz Jahr für Jahr reduziert. Sie betragen nur etwa zehn Prozent der Netzerlöse. Seit 1998 haben die Stromversorger ihre Reinvestitionsquote von 2,5 auf teilweise unter ein Prozent des Wiederbeschaffungswertes im Jahr gesenkt. Eine unabhängige Untersuchung kritisiert denn auch die "ereignisorientierte Instandhaltung". Zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit müssten präventive Maßnahmen in den Vordergrund rücken (ew 2005, S. 70 ff: Mittelspannungsfreileitungen auf dem Prüfstand).

Der Bund der Energieverbraucher hatte bereits vor kurzem die mangelhafte Netzqualität kritisiert. Vor der Liberalisierung haben die Verbraucher alle Investitionen in Leitungsnetze über den Strompreis finanziert. Die Versorger haben damals sehr viel investiert. Man sprach von "vergoldeten" Netzen.

Nach der Liberalisierung konnten die Netzentgelte unabhängig von den getätigten Investitionen angehoben werden. Die Netzentgelte haben sich seitdem verdreifacht, die Investitionen dagegen halbierten sich. Deshalb zahlen die Verbraucher jährlich 18 Milliarden Euro für die Netznutzung. Die Stromwirtschaft hat aber (2004) nur zwei Milliarden Euro in die Netze investiert. Der Gewinn von RWE lag im Jahr 2004 bei 5,7 Milliarden Euro, der von E.ON bei 4,3 Milliarden Euro.

Der von den Verbrauchern bezahlte Gewinn der beiden Riesen liegt derzeit fünfmal höher als der Betrag, der insgesamt in Deutschland in die Netze investiert wird.

Die von der Stromunterbrechung betroffenen 250.000 Privathaushalte im Münsterland zahlen an RWE jährlich rund 80 Millionen Euro allein für die Netznutzung. Das sind nach Berechnungen des Bundes der Energieverbraucher etwa 30 Millionen Euro mehr, als gerechtfertigt ist. Für die Schadensregulierung stellte RWE schließlich ganze fünf Millionen Euro zur Verfügung.

Morsche RWE-Masten

Der "Spiegel" hat ihm vorliegende RWE-interne Papiere ausgewertet und kommt zu dem Schluss, dass zahlreiche Strommasten im RWE-Versorgungsgebiet schwerwiegende Materialfehler aufweisen. Der erste Mann im Unternehmen sei seit Ende 2003 über die Zustände informiert. 30 Prozent der besonders gefährteten Masten seien noch immer nicht ausgewechselt. RWE bestreitet dies weitgehend.

Staat hat sich zurückgezogen

In der Schweiz werden die Anlagen der Stromversorger durch die Kantone technisch kontrolliert. In Deutschland fehlt eine systematische und unabhängige technische Aufsicht über die Anlagen der Strom- und Gasversorgung. Die Versorger kontrollieren die Netze selbst. Es gibt auch weder auf Bundes- noch auf Landesebene eine technische Aufsichtsbehörde über die Energieversorgung, wie sie in anderen Bereichen üblich sind, etwa für das Eichwesen, die Wasserstraßen, die Autostraßen oder den Schienenverkehr. Selbst an einer gesetzlichen Verpflichtung der Stromwirtschaft zur ordnungsgemäßen Stromversorgung fehlt es. Der komplette Rückzug des Staates aus der Kontrolle lebensnotwendiger Infrastruktur ist ein schweres politisches Versäumnis.

RWE muss für Schäden haften

Verordnungsgeber kritisiert

Pressemitteilung vom Bund der Energieverbraucher e.V.

RWE muss für Schäden haften

Verordnungsgeber kritisiert

(27. November 2005) "Wer das Geschäft macht, darf sich bei der Haftung nicht drücken" kritisierte der Bund der Energieverbraucher. Im Münsterland mussten etwa 250.000 Personen über ein Wochenende ohne Strom auskommen. Das RWE lehnte jede Haftung für Schäden ab.

Während die RWE-Gewinne in Milliardenhöhe an die Aktionäre gehen, bleiben die Kunden bei Stromausfällen auf ihren Schäden sitzen. Schuld ist eine Regelung in den "Allgemeinen Versorgungsbedingungen". Sie beschränkt die Haftung auf grobe Fahrlässigkeit und Vorsatz.

Das Bundeswirtschaftsministerium will auch künftig die Stromwirtschaft weitgehend von der Haftung freistellen. Das sieht ein Verordnungsentwurf vor, der gerade allen beteiligten Verbänden zur Stellungnahme zugeleitet wurde. "Die Verbraucherbelange werden vom Wirtschaftsministerium sträflich vernächlässigt" kritisiert der Verbraucherverband "Gewinne sollen privatisiert und Kosten von der Allgemeinheit getragen werden".

In der Vergangenheit hat die Versorgungswirtschaft ihre Investitionen in das Stromnetz Jahr für Jahr reduziert.

Diagramm Jährliche (Re-)Investitionen in deutscher Stromnetze

Sie betragen nur etwa zehn Prozent der Netzerlöse. Seit 1998 haben die Stromversorger ihre Reinvestitionsquote von 2,5 auf teilweise unter ein Prozent des Wiederbeschaffungswertes im Jahr gesenkt. Eine unabhängige Untersuchung kritisiert denn auch die "ereignisorientierte Instandhaltung".

Zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit müssten präventive Maßnahmen in den Vordergrund rücken (ew 2005, S. 70 ff: Mittelspannungsfreileitungen auf dem Prüfstand" Download Mittelspannungsfreileitungen auf dem Prüfstand.

Der Bund der Energieverbraucher hatte bereits vor kurzem die mangelhafte Netzqualität kritisiert.

Stromverbraucher: Netzqualität nimmt ab

Verbraucher: Netze sind unsicherer geworden

Stromverbraucher: Netzqualität nimmt ab

(4. November 2005) Die deutschen Stromnetze sind nach Angaben des Verbands der Netzbetreiber (VDN) die sichersten in Europa. "Im Jahr 2004 lag die durchschnittliche Ausfallzeit pro Stromkunde bei etwa 23 Minuten", sagte VDN-Geschäftsführer Konstantin Staschus am Donnerstag in Berlin. Damit liege Deutschland deutlich vor Frankreich (59 Minuten) oder Italien (91 Minuten). Den zweiten Platz nehmen die Niederlande mit einer Ausfallzeit von 34 Minuten ein.

Nach der Statistik des VDN treten etwa 80 Prozent der Ausfälle im Mittelspannungsnetz auf. Zu den wichtigsten Störungsursachen gehören Unwetter oder Hochwasser, gefolgt von Fremdeinwirkungen wie etwa Erd- oder Baggerarbeiten. Die deutsche Spitzenstellung sei vor allem auf das hochwertige Versorgungsnetz zurückzuführen.

Nach Ansicht des Bundes der Energieverbraucher hat die Qualität der Stromversorgung allerdings in den vergangenen Jahren abgenommen. "Seit 1998 sind die Kosten für die Netznutzung um das Dreifache gestiegen, die Investitionen in die Stromversorgung sind jedoch drastisch zurückgegangen", kritisierte Verbandschef Aribert Peters. Das sei durch Christian von Hammerstein auf der Anhörung des Wirtschaftsausschusses des Bundestages belegt worden (vgl. Ausschuss für Wirtschaft u. Arbeit, Ausschussdrucksache 15(9)1511, S. 218). Die Verbraucher zahlen also heute mehr für die Netze und bekommen weniger Sicherheit dafür.

Er verwies auf eine Untersuchung, die zu folgendem Ergebnis geführt hatte: Mit dem Alter sinkt die Zuverlässigkeit deutlich. Die Wartungsarbeiten erfolgen meist erst, wenn bereits ein Störung aufgetreten ist. Seit 1998 haben die Stromversorger ihre Reinvestitionsquote von 2,5 auf teilweise unter ein Prozent des Wiederbeschaffungswertes im Jahr gesenkt. Rechnerisch müssten die Bauteile danach nun 100 Jahr in Betrieb bleiben. Netze halten aber keine 100 Jahre.

Mehrstündige regionale Stromausfälle (Region Trier am 2.9.2004) sind möglich, ohne dass der Netzbetreiber (RWE) selbst nach monatelangen Untersuchungen die Ursache dafür finden kann.

Zudem erreiche Deutschland leider auch einen Rekord bei den Versorgungskosten. "Die deutschen Strompreise sind im europaweiten Vergleich mit am höchsten", sagte Peters.

Erneut großer Stromausfall

In der Nacht von 27. auf 28. Januar 2005 fiel in BadWörishofen im Allgäu der Strom aus

Erneut großer Stromausfall

(31. Januar 2005) - In der Nacht von 27. auf 28. Januar 2005 fiel in Bad Wörishofen im Allgäu der Strom aus.

6000 Haushalte waren teilweise bis zu 14 Stunden ohne Strom. Bei Temperaturen von mehr als 10 Grad Minus kein Vergnügen. Grund war nach Medienangaben ein Kurzschluss in einem altersschwachen Kabelstrang.

Wartung vernachlässigt - Gefährliche Alterung

Die Initiative der SAG Netz und Energietechnik GmbH hat dieVerlässlichkeit der Mittelspannungsnetze untersucht.

Wartung vernachlässigt - Gefährliche Alterung

(26. Januar 2005) Die Initiative der SAG Netz und Energietechnik GmbH hat die Verlässlichkeit der Mittelspannungsnetze untersucht. Mit dem Alter sinkt die Zuverlässigkeit deutlich. Die Wartungsarbeiten erfolgen meist erst, wenn bereits ein Störung aufgetreten ist.

Seit 1998 haben die Stromversorger ihre Reinvestitionsquote von 2,5 auf teilweise unter ein Prozent des Wiederbeschaffungswertes im Jahr gesenkt. Rechnerisch müssten die Bauteile danach nun 100 Jahr in Betrieb bleiben. Netze halten aber keine 100 Jahre.

RWE zahlt nicht

Die RWE sieht keine Haftungspflicht aus dem Stromausfall in Trier und Luxemburg

RWE zahlt nicht

(5. Dezember 2004) - Die RWE sieht keine Haftungspflicht aus dem Stromausfall in Trier und Luxemburg am 2. September. Es sei weder fahrlässiges noch vorsätzliches Fehlverhalten beim Unternehmen nachweisbar, so die RWE Transportnetz GmbH, Trier.

Insgesamt gebe es 320 Anträge auf Schadenersatz, Unternehmen, Behörden und Privatleute forderten zusammen 760 000 Euro. Nach Abschluss aller Untersuchungen gebe es keinen Hinweis darauf, warum es an einer 220-kV-Leitung zu einem Kurzschluss kam.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Saarbrücken hatte ein Brand oder ein Vogel zu einem Kurzschluss an der Überlandleitung im saarländischen Merzig geführt. Danach schaltete sich ein Schutzgerät an einer anderen Leitung ab und stoppte den Stromfluss. Eine weitere Leitung war wegen Wartungsarbeiten nicht in Betrieb, die vierte brach wegen Überlastung zusammen. In der Folge fiel die Versorgung in der Region von Eifel, Mosel und Hunsrück mit mehr als 1 Mio. Einwohnern komplett aus.

badenova entschädigt großzügig

Der Stromausfall im Freiburger Osten und in einigen Umlandgemeinden Anfang September ist kein Verschulden der badenova AG.

badenova entschädigt großzügig

(14. November 2004) - Der Stromausfall im Freiburger Osten und in einigen Umlandgemeinden Anfang September ist kein Verschulden der badenova AG. Dies belegt ein unabhängiges Gutachten des TÜV. Trotzdem hat sich der Vorstand der badenova entschlossen, eine Kulanzregelung anzuwenden und einen Teil der Schäden zu erstatten.

Insgesamt will der Regionalversorger rund 180 000 Euro auszahlen, badenova erstattet an Privatkunden 50% aller nicht von einer Versicherung abgedeckten Rechnungsbeträge, bei Gewerbekunden sind es 40%. Die gesamte schriftlich eingereichte Schadenssumme liegt bei rund 570 000 Euro, wobei bei Privatkunden fast 80% der Schäden unter der Grenze von 500 Euro liegen, manche sogar unter 10 Euro.

Die höchsten Schäden wurden von gewerblichen Kunden gemeldet, in Einzelfallen sogar bis über 35 000 Euro. Grund: In der Folge der rund zwei Minuten dauernden Überspannung war es zu Schäden an elektrischen Geräten gekommen. Insbesondere Geräte mit empfindlichen Steuerungschips gaben ihren Dienst auf.

badenova registrierte nach der Strompanne eine Flut von Anrufen, Die "Krisenmannschaft" aus Kundenbetreuern, Versicherungsexperten und Technikern musste mehr als 2000 Anrufe kanalisieren, darunter waren über 1000 Kunden, die Schäden anmeldeten.

Schweiz mit heißen Drähten

Das Stromübertragungssystem in der Schweiz wird ständigan seiner Kapazitätsgrenze betrieben.

Schweiz mit heißen Drähten

(24. September 2004) - Das Stromübertragungssystem in der Schweiz wird ständig an seiner Kapazitätsgrenze betrieben. Das sei die zentrale Erkenntnis der Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Blackout in Italien vor einem Jahr, so das Bundesamt für Energie (BFE).

Ein Spannungsüberschlag auf einen Baum löste am 28. September 2003 den Ausfall der hoch belasteten Lukmanierleitung aus. In der Folge fielen sämtliche Leitungen nach Italien kaskadenartig aus und führten zu einem flächendeckenden Netzzusammenbruch in Italien und in Grenzregionen der Schweiz.

Koordination im Stromhandel nötig

Grund für die dauernden Kapazitätsengpässe im Schweizer Netz seien die stark gestiegenen Transportmengen und die ungeplanten Stromflüsse, so das BFE. Um großflächige Netzzusammenbrüche zu verhindern, müssten die Konflikte zwischen den Interessen des internationalen Stromhandels und den technisch erforderlichen Voraussetzungen für eine sichere Stromversorgung gelöst werden, z.B. durch eine verbesserte Koordination der Fahrpläne im Stromhandel und eine harmonisierte Regulierung auf nationaler und europäischer Ebene.

In der Schweiz sei ein Teil der abgeleiteten Empfehlungen bereits umgesetzt worden und in die Entwürfe zum Bundesgesetz über die Stromversorgung (StromVG) und zur Änderung des Elektrizitätsgesetzes eingeflossen, so das BFE. Die EU-Kommission habe der Schweiz zudem ein Angebot für gemeinsame Regelungen für die Stromtransite, den Marktzugang und die Sicherheitsstandards unterbreitet.

Qualität und Sicherheit der Stromversorgung

Das (n-1)-Prinzip

Qualität und Sicherheit der Stromversorgung

(05. April 2004)

Das (n-1)-Prinzip

Die Übertragungsnetze werden in Deutschland nach dem sog. "(n-1)-Prinzip" gebaut. Sie müssen so geplant werden, dass alle Kunden bei einem einzigen Fehler im Übertragungsnetz ohne Reparatur und Bauarbeiten weiter versorgt werden können. Das bedeutet, dass Fehlerfälle vorausbedacht sind und das bei entsprechenden Umschaltungen im Netz die fehlerfreien Betriebsmittel auch bei Höchstlast ausreichend Reserve für die Mehrbelastung bieten können.

Bei Störungen im Mittel- und Niederspannungsnetz werden den Kunden hierbei gewisse Umschaltdauern zugemutet. Für kleinere ausgefallene Leistungen ist auch das Herbeischaffen von Notstromanlagen oder das Anschließen über konfektionierte Kabeltrossen Reserve für die ausgefallene Netzleistung. Für Großumspanner hoher Leistung muss unverzüglich Netz- bzw. Umspannerreserve bereit gehalten werden.

Die Beachtung des oben beschriebenen (n-1)-Prinzips beim Netzaufbau erfüllt die Forderung nach Sicherheit einerseits und nach Billigkeit andererseits: Mehrfache Reservehaltung führt zur Verteuerung und oft auch zur Unübersichtlichkeit des Netzes.

Bei Sondervertragskunden ist der Grad der Versorgungssicherheit Gegenstand des Vertrages: In einigen Fällen werden vom Kunden länger andauernde Stromunterbrechungen für Betriebsteile in Kauf genommen, zahlreiche Betriebe verlangen ein höheres Maß an Versorgungssicherheit, als durch das (n-1)-Prinzip beschrieben wird. Eine Automatische Wiedereinschaltunge (AWE) und Spannungseinbruch bei Kurzschlüssen im Netz gelten nicht als Versorgungsunterbrechung.

Um die Zweckmäßigkeit des (n-1)-Prinzips darzustellen, soll eine einfache Freileitung betrachtet werden. Die Beobachtung des Störungsgeschehens über viele Jahre hinweg ergibt, dass diese Leitung im Durchschnitt jedes Jahr einmal für etwa eine Stunde gestört ist. Das Jahr hat 8.760 Stunden.

Um nun das Störungsgeschehen dieser Leitung im Zeitraffertempo nachzubilden, legt man sich für jede Stunde des betrachteten Zeitraums ein "Skatkärtchen" an: Jede Stunde im ungestörten Betriebszustand bekommt ein weißes Kärtchen und auf 8.759 weiße Kärtchen entfällt jeweils eine rote Karte für den gestörten Betriebszustand. Nach dem Mischen legt man dann auf: Zwei oder mehrere Störungen können kurz hintereinander erfolgen, obwohl der Durchschnittswert 1 von 8.760 bleibt.

Für zwei parallel versorgende Leitungen, die auf getrenntem Weg geführt sind, aber sonst gleiche Eigenschaften haben, zieht man für jede Stunde von einem Stapel zwei Karten: Nur wenn beide rot sind, dann ist die Stromversorgung beim betrachteten Kunden unterbrochen. Dies ist im Durchschnitt bei jeder 8.760 • 8.760sten Ziehung, also einmal in 8.760 Jahren, der Fall.

Damit ist die Sicherheit im (n-1)-geplanten Netz so hoch, dass weitere Aufwendungen zur Erhöhung der Sicherheit der Stromversorgung (z. B. (n-2)-Betrachtungen) nicht gerechtfertigt sind.

Aspekte der Systemverantwortung - (n-1) - Kriterium (Beispiel)

Schaltplan n-1-Kriterium

  1. Automatische Ausschaltung des fehlerbetroffenen Betriebsmittels durch eine Schutzeinrichtung
  2. Versorgung aller Kunden ist dennoch weiterhin gewährleistet
Automatische Wiedereinschaltung AWE

Es gibt eine Reihe von Störungsursachen, die zu Lichtbogen-Kurzschlüssen führen

Automatische Wiedereinschaltung AWE

(05. April 2004) Es gibt eine Reihe von Störungsursachen, die zu Lichtbogen-Kurzschlüssen führen: Zusammenschlagen von Freileitungsseilen durch Sturm, Eisabwurf, Abflug von Vogelschwärmen, Baumberührung usw. Auch Überschläge an Isolatoren und Kabelendverschlüssen als Folge von atmosphärischen oder inneren Überspannungen zählen hierzu. Solche Kurzschlüsse können oft beseitigt werden durch eine kurzzeitige Abschaltung der betreffenden Leitung mittels AWE-Relais, die besonders ausgerüstete Leistungsschalter steuern.

AWE-Relais werden eingebaut in die Freileitungsabgänge der Umspann- oder Schaltstationen, sind aber auch in Kabelnetzen von Vorteil. Sie schalten bei jedem Kurzschluss in Schnellzeit ab und nach etwa 0,2 s bei Mittelspannung, nach etwa 0,4 s bei Hochspannung, wieder ein. Diese kurze Zeit genügt meistens, um einen Lichtbogen zu löschen und die Luft zu entionisieren. Die meisten Abnehmer merken diese Unterbrechung nicht. Wurde der Kurz-schluss durch die Fortschaltung nicht beseitigt, schaltet der Netzschutz anschließend in Staffelzeit die Strecke endgültig ab. Im Mittelspannungsnetz wendet man nur die dreipolige, im Hochspannungsnetz -wegen der Stabilität der Kraftwerke - im allgemeinen die einpolige AWE an.

Selbst nach erfolgreicher AWE (Fehler ist verschwunden) können Kunden spannungslos bleiben: es können einzelne Kunden oder ganze Netzteile durch Schnellzeitstufen, durch HH-Sicherungen oder durch Nullspannungsschalter vom Netz getrennt worden sein und zwar gleichzeitig mit der AWE.

Welchen Anforderungen muss die Spannungsqualität genügen?

Was ist "Spannungsqualität"?

Welchen Anforderungen muss die Spannungsqualität genügen?

(05. April 2004) Spannungsqualität ist die Beschreibung der Spannung, insbesondere der Grad der Abweichung der Netzspannung von der als ideal angenommenen Sinusform und der Phasenverschiebungen 120 Grad und 240 Grad.

Die Beschreibung ist in der Europanorm EN 50160 niedergelegt. Dies ist eine Produktnorm. Die durch die Beeinflussung verursachten Verzerrungen der Netzspannung werden zum Teil von den am Netz angeschlossenen Verbrauchern bestimmt.

Stromnetze sind aus physikalischen Gründen spannungsbestimmt, d.h. die angeschlossenen Kunden verändern die dem Netz entnommene Leistung dadurch, dass sie den Strom in weiten Grenzen verändern. Die Spannung soll im Idealfall an allen Stellen des Netzes gleich der Quellenspannung und unabhängig von der dem Netz entnommenen Leistung konstant sein. Beim Einschalten von Geräten ergeben sich aber Spannungsfälle in den stromdurchflossenen Leitungen. Dadurch ändern sich natürlich die Spannungen beim Verbraucher und in den betroffenen Verknüpfungspunkten aller übrigen Verbraucher.

Phasenanschnittgesteuerte Geräte z.B. entnehmen dem Netz Leistung mit der Stromgrundschwingung und prägen ihm zugleich Oberschwingungsströme ein. Diese machen sich ebenfalls als Oberschwingungsspannungen bei den anderen Verbrauchern bemerkbar. Natürlich kann auch die Spannung an der Hinspeisestelle stark schwanken.

Nicht nur der Lieferant des Produkts "elektrische Energie" sondern alle an einem Netz angeschlossenen Verbraucher bestimmen die Spannungsqualität. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu Stückprodukten. Bis vor wenigen Jahren haben die Versorgungsunternehmen ihren Kunden elektrische Energie mit "ungefähr 50 Perioden pro Sekunde" und "ungefähr 230 Volt" verkauft. Seit kurzem verkaufen sie dieses Produkt mit einer sehr genau festgelegten Qualität.

Die Spannung ist im Idealfall streng sinusförmig, hat einen konstanten Amplitudenwert von 230 V, konstante Frequenz von 50 Hz und die drei Leiter-Erde-Spannungen sind genau um 120 Grad gegeneinander phasenverschoben. Weil solche idealen Verhältnisse nicht realisierbar sind, hat man früher das Wort "ungefähr" verwendet.

EN 50160 präzisiert dieses Wort durch zahlreiche Kenngrößen für die Abweichungen der Spannung vom Idealfall.

Die Qualität der Niederspannung wird durch folgende Merkmale beschrieben:

  1. Stationäre Spannungsabweichungen Nennwert + 10 % / -10 % als Effektivwert. Dies muss für einen Zeitraum von jeweils 10 min für 95% der Zeit eingehalten sein.
  2. Netzfrequenz Die Netzfrequenz von 50 Hz muss während 95% einer Woche, gemessen für jeweils zehn Sekunden im Bereich 49,5 bis 50,5 Hz liegen. Sie darf niemals ausserhalb des Bereichs 47 bis 52 Hz liegen.
  3. Kurze Spannungsschwankungen unter mehr als 85% der Normalspannung und weniger als eine Minute Dauer dürfen zehn bis tausend Mal im Jahr auftreten.
  4. Kurze Spannungsschwankungen unter mehr als 1 % der Normalspannung und weniger als drei Minuten Dauer dürfen zehn bis hundert Mal im Jahr auftreten.
  5. Längere Unterbrechu ngen von mehr als drei Minuten Dauer unter mehr als 1 % der Normalspannung dürfen zehn bis 50 Mal im Jahr auftreten.
  6. Kurzzeitige Überspannungen dürfen auftreten und liegen meist unter 1.500 Volt, längerfristige mit meist unter 6.000 Volt sind ebenfalls zulässig.
  7. Spannungsunsymmetrie : Für 95 % einer Woche darf der 10-min-Wert des unsymmetrischen Spannungsanteils 2 % des symmetrischen Anteils nicht übersteigen.
  8. Oberschwingungen : Bis zur 25. Ordnung (1250 Hz) sind in der Norm Pegel für die Oberschwingungs-Spannungswerte vorgegeben, die innerhalb einer Woche mit 95 % Wahrscheinlichkeit unterschritten werden müssen.
  9. Überlagerte Signalspannungen, die Norm gibt Grenzwerte für 3-s-Effektivwerte.

Zur Überprüfung der Einhaltung dieser Anforderungen gibt es am Markt zahlreiche Messgeräte.

Die weiten Grenzen dieser Norm sind verblüffend: Selbst eine kurzzeitige Spannungsspitze von 6.000 Volt oder 50 Stromausfälle länger als drei Minuten sind normgerecht!. Empfindliche Geräte sollten mit Überspannungsschutz oder unterbrechungsfreie Stromversorgung versehen werden, weil die Spannungsgrenzen sehr weit sind.

Quelle: Der Netzmeister, 2. Auflage, VDEW sowie REO Fact Sheet (www.reo.co.uk )

Interessante Daten über die Spannungsqualität in englischer Sprache hat die Frima REO zusammengestellt.

 Power Quality Fact Sheet (18.08.2008)

letzte Änderung: 06.07.2015